... ganz schön viel erlebt in der Zeit ...

Die 60er Jahre waren die Zeit des Aufbruchs, der Jugendrevolte etc. … auch für mich. Aus meinem Taschentransistor – ein kleines Radio, so groß wie eine Zigrateenschachtel – kamen unglaublich Töne und Songs: Beach Boys, Sonny und Cher, die Beatles etc.

Die Musik, die aus dem Saba Radio kam, waren deutsche Nachkriegsschlager und Blasmusik: nix für den Norbert …

Also musste eine Gitarre her, weil ich mich entschieden hatte, Musiker zu werden und auch solche Musik machen wollte, wie ich sie aus dem kleinen Radio kannte.

 

Ein Nachbar, der auch schon in die Jahre gekommen war, lieh mir seine Wandergitarre und los ging es: Bei Musik Schindler in Paderborn gab es Songbücher mit Akkorden aktueller Songs. Die 5 Songs – The Letter war einer davon – wurden geübt, was das Zeug hielt. Nach und nach dämmerte mir auch, das eine Wanderklampfe nicht das angesagte Instrument war. Auf dem Heimweg von der Realschule in Paderborn kam ich an allen 4 Musikläden vorbei: Radio Schallenberg mit tollen Instrumenten, Musikhaus Schindler mit der klassischen Variante, Musikhaus Gewaltig mit den günstigen Instrumenten und Musik Krummfuss mit vielen Noten …

Meine Wahl fiel auf eine Klira Brettgitarre mit einem Tonabnehmer (Klira Triumphator) mit rotem Krokobezug.

Nachdem mein Vater von meinen musikalischen Fähigkeiten überzeugt war – er spielte ja auch ein Instrument: Mundharmonika – gingen wir zu Gewaltig mit der Absicht diese Gitarre zu erwerben … es kam anders: Der Verkäufer überzeugte meinen Vater, mir doch erst eine Gitarre zum Lernen zu kaufen. So ging ich frustriert mit einer italienischen Akustikgitarre der Marke „Orlando und Figli“ unterm Arm nachhause.

Zum Glück wohnte Irmtraud im gleichen Haus wie wir. Sie hatte auch eine Gitarre, eine EKO Ranger 12 MIT Tonabnehmer und fand meine neue Gitarre schön und handlich. Ruck-Zuck wurde getauscht und alle waren zufrieden.

 

Als Verstärker musste ein Röhrenradio herhalten, die 12 saitige wurde in eine 6-saitige Gitarre um gebaut und los ging es. Jetzt war ich einer von denen, die Musik machen konnten.

 

Zusammen mit Schulkameraden wurde dann versucht eine Band zu gründen, aber irgendwie klappte es nicht.

Nach dem Schulabschluss ging es in die Lehre und da traf ich auch Hans Amelunxen, der selber Gitarre spielte, sang und Leute in Geseke kannte, die eine Band gründen wollten.

 

Das erste Treffen mit Manfred Utzel und Bernd Bohle bei Hans auf seinem Zimmer zeigte, dass wir DIE Band sein werden. Hans war unverständlicherweise von seinen Gesangqualitäten nicht so überzeugt, sodass ein Sänger her musste. Der in Michael Ahlers gefunden wurde, ein Typ auf den alle Mädchen flogen …

 

Nun reichte auch die EKO nicht mehr aus. Ein Kredit von meiner Oma sowie mein ersten Geld in der Lehre ermögliche es mir eine Hoyer E-Gitarre (wie eine Les Paul) und einen Marshall 50W Verstärker zu kaufen. Wo die beiden Dynacord M35 Boxen herkamen, weiss ich nicht mehr. Auf jeden Fall hatte ich einen Turm !

Auf dem Weg zur Arbeitsstelle lernte ich einen Lehrling kennen, der bei einer Firma für Musikboxen und Spielautomaten arbeitete. Nebenher baute er Boxen mit Lautsprechern, die aus den Musikanlagen ausgebaut wurden. So kamen wir an zwei Gesangsboxen der Marke „Spencer“. Dieser Kollege gründete später eine weltweit agierende Lichtfirma mit Sitz in Paderborn: Lightpower

 

Der Name der Band ? Irgendwie kam jemand auf den Namen CANAAN. Dabei blieb es dann. Wir waren schlechte Musiker, unerfahren aber hochmotiviert. Auch war klar, dass wir keine Songs nachspielen wollten, sondern unsere eigenen Songs „schreiben“ wollten. Keiner von uns konnte Noten lesen, also ging alles über das Gehör und das Gedächtnis.

Irgendwie war aber etwas an der Band, weil wir sonst nicht so schnell so viele Auftritte bekommen hätten [naja, es war auch eine andere Zeit]. Vielleicht spielte es auch eine Rolle, dass wir auch deutsche Texte hatten, ein Novum zu der Zeit. So kamen nach den Auftritten auch Radiointerviews, Konzertmitschnitte im Radio … eine aufregende Zeit.

Auch elektronische Instrumente, oder besser Klangerzeuger wurden eingesetzt. Man war ja Elektroniklehrling und konnte Oszillatoren bauen.

Dann begann die Zeit der Festival, vor allem der Free-Festivals. Auch da waren wir wieder ganz vorne mit dabei: auf dem ersten Umsonst und Draussen, damals noch in Bünde, auf dem Festival in Lengerich und anderen Festivals.

Mit eigenem Bulli ging es von Gig zu Gig. Leider brauchte der Bulli etwa so viel Öl wie er Benzin brauchte...

Damals gab es noch die Wehrpflicht und es kam wie es kommen musste: Bernd, unser Bassist, musste zur Bundeswehr. Er wurde durch Friedhelm Linpinsel ersetzt und es ging weiter.


Highlight dieser Besetzung war wohl ein Festival in Höxter, bei dem eine professionelle PA stand: 4000W Marquis geliehen von den Skorpions, die gerade in den Startlöchenr ihrer Karriere standen. Ausser uns war die Creme de la Creme der damaiigen Musikszene dort Pete York, Golden Earring, Alexis Korner oder auch Barclay James Harvest … und wir mitten drin: Wahnsinn


Wie in vielen Bands der damaligen Zeit drehte sich das Besetzungskarussell: Manfred Utzel ging und Frans van Koppen kam. Hans ging und ein Bläsersatz kam. In dieser Besetzung ging es nach England in dern Windsor Great Park, wo wir mit großem Erfolg auf einem legendären Free-Festival spielten, als Ersatz für Kraan.

Danach kam das endgültige Aus für CANAAN.


Was dann folgte waren Versuche Musiker zu finden. Erst nach einem Jahr kristallisierte sich eine feste Besetzung heraus. Weil Bassist Hubert Stenner noch viele Plakate seiner Band MERLIN aus Bochumer Zeiten hatte, wurde der Name kurzerhand übernommen. Schnell avancierte MERLIN zu einer der angesagtesten Bands der Region. Immer noch unter der Prämisse eigene Songs zu spielen.


Nun war es an der Zeit einen Tonträger herzustellen. Im Tonstudio von Hubert wurden die Songs aufgenommen und dann als Schallplatte veröffentlicht. Mittlerweile wird die Scheibe hoch gehandelt …

Merlin spielte überall, wo es möglich war und wurde eine feste Größe in der ostwestfälischen Musikszene. Dann hatte Hubert keine Lust mehr und wollte sich voll auf seine Plattenfirma und den Vertrieb konzentrieren.

So kam Manni Passler mit ins Boot. Er brachte auch Henning Lewandowski als Sänger mit und schon war die Band wieder komplett .. und noch erweitert durch Robin Nunn als 2. Gitarristen.


Als dann mehrere Bands mit dem Namen Merlin auftauchten und das Geschäft erschwerten firmierte die Band um in Get Rhythm.

Mit neuer Engergie ging es weiter und nun auch auf internationaler Ebene. Die erste Tour ging 1989 in die noch existierende und knapp vorher geöffnete DDR. Ost-Berlin, Greifswald, Neubrandenburg waren nur einige Stationen. Man übernachtete in Stasi-Schulungszentren, musste immer sein eigenes Klopapier mitbringen … ein Erlebnis. Nach einigen Schiksalsschlägen übergab Manni Passler den Bass an Manni Schyma. In dieser Besetzung ging es dann auch in die USA, in das Herz des Südstaaten Rocks … Die Songs der Band wurden dort im Radio gespielt, hatte Interviews bei angesagten Radiostationen und lernte eine Menge Leute aus dem amerikanischen Musikbusiness kennen.

Henning war es zu stressig und so kam ein weiterer Halbengländer in die Band: Larry Lehmann. Das gab noch einen weiteren Schub. Er kam dann auch auf die 2. USA Tour mit, bei der wir in Athens eine CD aufnahmen.

Tourneen nach Norwegen folgten und natürlich unzählige Auftritte in Deutschland, teils im Doppelpack mit der Michael Guthrie Band aus den USA oder den Crawling Kingsnakes aus Kristiansand, Norwegen.

Im Jahr 2000 ging ich dann für 1 Jahr als Austauschlehrer nach Atlanta. Dort lernte ich afroamerikanische Bluesmusiker kennen, mit denen ich fast jeden Freitag jammte … welcher eine Erfahrung.

Das führte allerdings auch zum Rauswurf bei Get Rhythm. Das war kein größeres Problem, weil ich 1999 schon mit anderen Musikern, vor allem mit dem Sänger und Harpspieler Jan Lessner eine zweite Band gegründet hatte: House and a Dog

Wir schrieben innerhalb eines halben Jahres 10 Songs und brachten die erste CD unter dem Titel Songs from Blues Alley heraus. So ging es dann praktisch nahtlos weiter, u.a. wieder in die USA. Der Schlagzeuger Michael Nolte musste aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Dafür kam Jo Niggemeier mit in die Band. Eine Freundschaft die bis dato hält. Jan sah seine Zukunft plötzlich nicht mehr in der Musik, sondern in der IT-Branche und verliess die Band. Ersatz wurde mit Katja Spier gefunden, die zusammen mit mir den kreativen Kopf bildete. Ein Song nach dem anderen wurde geschrieben und die Band wurde umbenannt in Blue Alley, seit 2003 meine und Jo’s musikalische Heimat.

Jo musste plötzlich gesundheitsbedingt  aussetzen und wurde bis zu seiner Geneseung von verschiedenen Schlagzeugern ersetzt.

Zwischenzeitlich hatte ich auch die amerikanische Blues-Sängerin und Gitarristin EG Kight aus Dublin, Georgia, kennengelernt. Mit ihr tourten wir dann 3 mal durch Deutschland und Nordeuropa. Ein Höhepunkt meiner „Karriere“ war dann die Japantournee.

Weiterhin spielte der amerikanische Schlagzeuger Rick Lathem hier in Deutschland bei uns mit.

So entstand ein großes, weltumspannendes Netzwerk an Musikern mit denen ich ab und an Auftritte habe, oder jamme.

Blue Alley entwickelte sich immer weiter und brachte 2 neue CDs heraus: Handmade und Blues for Blues – Live in Japan

Auch die Besetzung änderte sich – teils aus tragischen Gründen